Kreativ-ADHS

Ich arbeite seit 2008 in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, auf einer Station mit 12 -14 Betten und den Schwerpunkten ADHS und Schulvermeidung. Dort habe schon recht früh bemerkt, dass sich die Kinder super konzentrieren können, wenn es um etwas geht, wofür man sie begeistern kann. Am Anfang haben wir Pokemon und Yugi-Oh gespielt und haben schließlich die Welt des Tabletop für uns entdeckt. Ich suchte bei Facebook nach speziellen Tabletop-Gruppen, stellte dort meine Idee vor und fragte nach günstigen Angeboten gebrauchter Figuren und Farben. Die Resonanz war unglaublich. Neben guten Preisen für gebrauchtes Material, das ich aus eigener Tasche finanzierte, bekam ich Sachspenden für die Kinder zugeschickt, was bis heute anhält. 

So entstand im Jahr 2014 das Projekt Kreativ-ADHS. 

Mit dem Beginn der Covid Pandemie hat sich auch bei uns einiges geändert. Durch eine hohe Fluktuation und den Weggang vieler Mitarbeiter haben sich die Strukturen in der Klinik verändert. Meine Station wurde zu einer Tagesklinik (die mittlerweile eine eigene Warhammer-Gruppe hat) und die meisten Kolleginnen und Kollegen, auch ich, kamen auf andere Stationen. Dadurch und auch durch die Pandemie hat sich meine Zielgruppe drastisch verändert. ADHS ist plötzlich nur noch ein Symptom und Schulvermeidung fiel - durch die Schulschließungen und Lockdowns - nicht mehr wirklich auf. Dafür häufen sich seitdem Depressionen, soziale Ängste, Suizidalität und Anorexia Nervosa bei den 12-17-Jährigen.

Das eröffnete aber wieder neue Möglichkeiten. Während die Malgruppe gerne genutzt wird, um den Kopf ein wenig abzuschalten und sich nett zu unterhalten, entdeckte ich das Rollenspiel als Mittel, etwas gegen soziale Ängste zu tun. Während dem Spielen müssen die Kinder und Jugendlichen miteinander kommunizieren, sich austauschen und auch mal durchsetzen oder ihre Meinung vertreten. Das klappt bisher recht gut. Manche Jugendlichen werden beim Spielen richtig aktiv, kommen aus sich heraus und überraschen mich immer wieder aufs Neue.

Wer bin ich und wie kam ich zu dem Projekt?

1995 habe ich im zarten Alter von 25 Jahren das Hobby Tabletop entdeckt. Genauer gesagt, hatte ich an einem Bahnhofskiosk die ersten beiden Ausgaben des deutschen White Dwarf von Games Workshop entdeckt.
Per Mailorder (schriftlich) bestellte ich mir eine Grundbox WH40K mit Blood Angels und Space Orks, Farben, Pinsel und was man so brauchte. Gebaut und gemalt wurde dann im Nachtdienst.
Aus Mangel an Mitspielern und Kontaktmöglichkeiten (das Internet war einfach noch nicht so weit), verlief das Hobby im Sande, bis mein Sohn Interesse zeigte. Wir bemalten die Schädelpass Box, kamen aber sonst nicht wirklich zum Spielen.
Es dümpelte also wieder vor sich hin, bis 2014 einer der Jungen meiner Gruppe einen Trupp Tau Krieger dabei hatte. Durch vorherige Erfahrung mit Pokemon und Yugi-Oh kam ich auf die Idee, das Bemalen von Miniaturen anzubieten. Ich schloss mich einigen Gruppen bei Facebook an, erklärte, was ich vorhatte und fragte an, ob wer günstig Material zu verkaufen hätte. Ich bekam viele gute Angebote und noch mehr tolle Spenden, so dass ich unser neues Projekt direkt starten konnte.
Seitdem wird das Projekt überaus großzügig mit Spenden bedacht, die nur aus Material- oder Gutscheinspenden bestehen. Gelegentlich kaufe ich privat fehlende Sachen dazu oder bekomme gute Angebote für gebrauchte/angebrochene Farben gemacht.
Wir sind nicht auf ein bestimmtes System festgelegt. Die Kinder bemalen alles mit Freude, Hauptsache es passt Farbe drauf.
Regelmäßige Updates und Fotos gibt es auf unserer Facebook Seite und auf Instagram.

Um was geht es?

Beschreibung Rollenspiel:
In der Rollenspiel-Gruppe geht es darum, gemeinsame Abenteuer nach einem bestimmten Regelwerk zu erleben. Dazu gehört, sich die Regeln in einem gewissen Maß anzueignen, sich einen Charakter zu erstellen und diesen darzustellen, Kommunikation und soziale Interaktion mit der Gruppe.
Gruppen finden, wenn möglich,  regelmäßig statt.

Allgemeine Ziele:
Ziel ist es, ein festes Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche mit sozialen Ängsten und anderen Störungen anzubieten.

Pädagogische Ziele:
ξ Förderung der Kommunikation und sozialen Interaktion
ξ Abbau von sozialen Ängsten und Hemmungen
ξ Förderung im phantasievollen Bereich
ξ Planung und Ausführung von Ideen als Gruppe
ξ Umgang mit Erfolg/Misserfolg
ξ Kommunikation und Fairplay zwischen den Teilnehmern 
ξ Spiel und Spaß

Ablauf: 

In der Gruppe können 3-7 feste Plätze angeboten werden, die Termine werden flexibel vom PED eingeteilt. Ein Termin kann 2-5 Stunden andauern.


Um was geht es?

Beschreibung Tabletop:
In der Tabletop/Warhammer-Gruppe geht es darum, kleine Miniaturen aus Kunststoff oder Metall zu bemalen und damit nach einem bestimmten Regelwerk zu spielen. Die Patienten können sich kleine Gruppen an Figuren erstellen und bemalen, um sie nach dem Klinikaufenthalt mit nach Hause nehmen zu können.
Das Projekt startete im September 2014. Gruppen finden, wenn möglich,  mehrmals in der Woche statt.

Allgemeine Ziele:
Ziel ist es, ein festes Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche mit ADHS und anderen Störungen anzubieten.

Pädagogische Ziele:
ξ Förderung der Feinmotorik und Konzentration
ξ Einhalten von festen Regeln (sowohl im Spiel als auch im Rahmen der Gruppe)
ξ Förderung im kreativ-künstlerischen Bereich
ξ Planung und Ausführung von Kleinprojekten
ξ Umgang mit Erfolg/Misserfolg
ξ Kommunikation und Fairplay zwischen den Teilnehmern
ξ Umgang mit Eigentum
ξ Spiel und Spaß

Ablauf: 

In der Gruppe können 3-7 feste Plätze angeboten werden, die Termine werden flexibel vom PED eingeteilt. Ein Termin kann 1-3 Stunden andauern.